EU Wahl: Gesundheit ist Thema

Wilhelm Rühs
Chefberater für Informations-Verarbeitung
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19. May 2004

Herrn MdEP
Dr. Wolf Klinz
Wiertzstraße 60, ASP E 217

B – 1047 Brüssel

Sehr geehrter Herr Dr. Klinz,

vor den Wahlen hören Politikern den Wählern wieder zu – aber manche gehen auch fälschlicherweise davon aus, daß das Gedächtnis ihrer Wähler etwa ein halbes Jahr umfasse ...

Ihrer Einladung für gestern zum Wirtschaftsgespräch am Sonntag konnte ich aus Zeitgründen nicht folgen. Deshalb schreibe ich Ihnen diesen Brief. Ich bin Mitglied des Wirtschaftsrats der CDU eV. Außerdem habe ich einen Schwerbehinderten-Ausweis und bin daher bei Fragen zur Gesundheit vielleicht etwas sensibler als die Durchschnittsbürger.

Am vergangenen Donnerstag mußte ich zum Zollamt nach Oberursel, weil mir eine amerikanische Freundin, die sich um meine Gesundheit sorgt, als Geschenk ein kleines Päckchen mit US Nutrition Supplements zusenden wollte. Es mußte zurück geschickt werden, weil einige Vitalstoffe, die in unserer Ernährung leider nicht mehr ausreichend enthalten sind, zu hoch dosiert seien. Offensichtlich sind wir Deutschen anatomisch völlig anders gebaut als US Bürger! Der Verzehr z. B. von einer zweiten Portionen Acerola-Kirschen pro Mahlzeit wird staatlich aber noch nicht überwacht!

Nach der segensreichen Aufklärungsarbeit der Herren Linus Pauling und Mathias Rath in den USA sind viele sog. Volkskrankheiten erfreulich zurückgegangen, was von unseren Verantwortlichen aber (noch) nicht zur Kenntnis genommen wird. Wir in Deutschland haben inzwischen ein gigantisches Finanzierungs-Problem in unserem „Gesundheits“-Sektor, das eigentlich zum Handeln zwingen sollte!

Da mußte ich mich erinnern, daß ich im Februar 2002, als die EU Direktive TO 6805 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten für Nahrungsergänzungen vor der Verabschiedung stand, die 97 deutschen EU Abgeordneten in einer umfangreichen Briefaktion vergeblich über die Nützlichkeit und Unbedenklichkeit von Vitalstoffen informiert hatte (Sie waren damals noch nicht dabei). Ich erhielt von einigen EU Abgeordneten die nachfolgend im Auszug wiedergegebenen Antworten, die allerdings meine Zeilen nicht verstanden hatten und darüber hinaus keine tiefere Sachkenntnis vermuten ließen. Einige Zitate erlaube ich mir, hier folgen zu lassen:

Frau Dr. Sommer verwies auf ein standardisiertes Antwortschreiben von Frau Müller, das offensichtlich auch den anderen EU Abgeordneten als textliche Vorlage für ihre Briefe diente.

Herr Kommissar Byrne vermutete – offenbar wegen der unerwarteten Vielzahl der Proteste der EU Bürger– eine Kampagne und verfaßte ein standardisiertes Antwortschreiben, in dem u. a. zu lesen ist: „Ich versichere Ihnen, daß Ihre Interessen und diejenigen der Verbraucher im Allgemeinen unser größtes Anliegen waren, als wir die Richtlinie vorschlugen. Meiner Meinung nach haben Sie ein uneingeschränktes Recht darauf, aus einer großen Auswahl an sicheren und ausreichend gekennzeichneten Nahrungsergänzungen wählen und diese kaufen zu können, wenn Sie wollen. Und ich bin weiterhin überzeugt, daß die Richtlinie, die demnächst formal vom Europäischen Parlament und dem Ministerrat verabschiedet wird, dies gewährleistet.“

Frau Klaß schrieb mir u. a. „Vitamintherapien oder andere Naturheilverfahren werden dadurch mit Sicherheit nicht beeinträchtigt.“

Herr Gahler formulierte in einem standardisierten Antwortschreiben u. a. folgendes: „Es beabsichtigt auch niemand, den Bezug von Vitaminpräparaten zu verbieten, im Gegenteil: Er wird in Deutschland sogar erleichtert. --- Bisherige Handelsbeschränkungen für internationale Hersteller und den internationalen Handel werden großteils aufgehoben. Damit erhält der Konsument freieren Zugang für Vitamine und Mineralien. --- Abschließend weise ich nochmals darauf hin, daß mit der Harmonisierung der nationalen Rechtsvorschriften auch in Deutschland höherdosierte Vitamin- und Mineralienprodukte in den Supermärkten erhältlich sein werden. Ob die Konsumenten in Deutschland diese Vitamine zu Therapiezwecken oder zur regelmäßigen Ergänzung ihrer Ernährung verwenden, ist ihnen völlig freigestellt.“

Herr Mann schreibt in einem standardisierten Antwortbrief u. a.: „Sie können mir abnehmen, daß ich alle geschilderten persönlichen Erfahrungen mit einer hochdosierten Vitamin-Therapie bei Herzscwäche, Kreislaufbeschwerden, Allergien, Bluthochdruck, Asthma, Viruserkrankungen, Gelenkproblemen usw. sorgfältig gelesen habe. Ich freue mich, daß Sie Hilfe erlebt haben, die Sie durch andere Medikamente nicht erhielten. Sie haben viel Geld investiert – aber es hat sich für Sie gelohnt. --- An keiner Stelle ist geplant, Vitamin-Therapien oder Naturheilverfahren zu verbieten. Zu einer Panikmache besteht kein Anlaß. In einigen Ländern wird es sogar zu einer Liberalisierung bei Vitaminen und Mineralien kommen. Das Recht auf die eigenständige Entscheidung des Käufers bei der Wahl seiner Nahrungsmittelergänzung wird nicht eingeschränkt! --- Ich habe mich letztlich für diesen Richtlinien-Entwurf entschieden – nach sorgfältiger Abwägung des Für und Wider und nach vielen Telefonaten mit Menschen, die mir geschrieben haben. Sie können mir glauben, daß ich es mir nicht leicht gemacht habe. Übrigens: Ich habe mich zu keiner Zeit von etwaigen „monetären Interessen der Pharma-Großindustrie“ leiten lassen.“

Frau Rühle schrieb u. a.: „Sie werden sich weiterhin mit Ihren Vitaminen versorgen können, und Naturheilverfahren sind von dieser Richtlinie nicht betroffen. --- Wie Sie sicherlich auf Bundesebene verfolgt haben, ist unsere Ministerin Renate Künast hier besonders hartnäckig und erfolgreich. Die Zusammenarbeit von Europafraktion und Bundestagsfraktion/Grüne Minister ist hierbei eine wichtige Aufgabe.“

Herr Dr. Bullmann schrieb u. a.: „Es war nie und ist nicht geplant, Nahrungsmittelergänzungen, Vitaminpräparate und ähnliches zu verbieten. ---Anders als Sie vermuten, haben wir nicht gegen den Willen unserer Wähler gehandelt, die zu Recht gerade im Nahrungsmittelbereich Sicherungen von der EU eingefordert haben. Wir haben auch die Proteste im Fall der Nahrungsergänzungen ernst genommen und Änderungen am Vorschlag der Kommission vorgenommen.“

Frau Schleicher gehört zu den Bedenkenträgern, kennt US Nutrition Supplements nicht, wärmte dafür aber alte Vorurteile wieder auf: „Bezüglich der Wirkungen von Vitaminen können Sie in jeder wissenschaftlichen Literatur nachlesen, daß sie bei unsachgemäßer Anwendung, insbesondere bei sehr hoher Dosierung, schwere gesundheitliche Schäden mit sich bringen können: - Es ist allgemein bekannt, daß eine sehr hohe Dosierung von Vitamin C zu Nierensteinen führen kann; - Vitamin A kann zu Wachstumsverzögerungen sowie Leber- und Milzschäden führen; Vitamin D kann zur Verzögerung der geistigen und körperlichen Entwicklung bei Kindern und zu Calzium-Entzug aus Knochen und Gewebe führen; - Vitamin K kann Thrombosen erzeugen und bei Neugeborenen zu einem schweren Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) führen; - Vitamin B1 kann bei 1000facher Überschreitung der empfohlenen Dosis zu Schock führen. Natürlich sind diese Nebenwirkungen selten und kommen nur bei sehr hoher Überdosierung vor.“ (Gott sei Dank sind die für diese Symptome erforderlichen Super-Mega-Dosierungen auch in USA nicht im Handel!)

Soweit zum Olymp in Brüssel und Straßburg. Die Wirklichkeit sieht in Deutschland leider anders aus, als die EU Politiker sich erträumten! Die Herren Brie und Markov waren meines Wissens offenbar die Einzigen, die die Problematik wirklich beherrschten und die Hintergründe durchschauten. Sie haben sich leider nicht durchsetzen können.

Sie werden sich noch erinnern, daß am Wahltag der zentrale Computer der EU ausfiel, weil die Protest-Mailings der EU Bürger so zugenommen hatten, daß er sie nicht mehr verkraften konnte.

In einer noch nie da gewesenen, fast konspirativ zu nennenden partei-übergreifenden Aktion wurde dann ja mit den Stimmen der deutschen FDP, CSU, CDU und SPD diese unglückliche Direktive gegen den Protest der holländischen, englischen, irländischen und schwedischen Abgeordneten durchgeboxt. Die Engländer haben inzwischen in Luxemburg Klage eingereicht und man darf gespannt sein, was daraus wird.

Wenn in der Wirtschaft ein Unternehmen am Markt vorbei produziert, wird es mit Konkurs bestraft. Wenn Politiker gegen den Willen ihrer Wähler handeln, „haben sie ihre Beweggründe den Wählern nur noch nicht richtig erklärt“ ...

Unsere Medien haben über die ganze Sache geflissentlich geschwiegen. Ist dieser Vorgang eigentlich in den neuen Buch von Herrn van Buitenens auch erwähnt?

EU Parlamentarier kommen vermutlich dienstlich so häufig nach USA, um sich ausreichend mit Nutrition Supplements versorgen zu können – oder denken sie möglicherweise über ihre persönliche Gesundheit und die ihrer Familien überhaupt nicht nach???

Inzwischen wurde, wie ich hörte, im Regierungspräsidium Darmstadt die Kapazität der „Amts-Apotheker“ mindestens verdreifacht (obwohl ich wegen deren Mittagszeit länger auf die Abfertigung warten mußte!). Die Zahl der Zöllner soll, wie jetzt den Medien zu entnehmen ist, noch weiter erhöht werden, vermutlich um uns noch zuverlässiger vor US Nutrition Supplements zu „schützen“. Übrigens bekommt man in Deutschland Rauschgift in fast jedem Parkhaus der größeren Städte angeboten. Da sind unsere Behörden machtlos!

Das ist ein ähnlicher Schildbürgerstreich wie die rührend hilflos anmutende Belagerung der kleinen Schweiz durch unseren Finanzminister nach dem Schengener Abkommen, wie ich dies auf der Rückfahrt vom Urlaub erleben mußte (Wartezeit am Grenzübergang über eine halbe Stunde!). Jeder weiß doch inzwischen, daß leider Deutschland zu einem Rückzugsgebiet für Terroristen geworden ist.

Aus den Erfahrungen meines Brüsseler und Straßburger Politiker-Dialogs werde ich Kopien dieses Briefes an meine zahlreichen interessierten Freunde weitergeben.

Ich werde Sie sehr gerne wählen, wenn Sie noch rechtzeitig einen gangbaren Weg aufzeigen können, wie meine Freunde und ich freien Zugang zu US Nutrition Supplements erhalten können.

Mit freundlichen Grüßen