30. November 2005 - Das Codex Alimentarius Komitee Ernaehrung und Diaetlebensmittel hat sich in der letzten Woche wiederum mit den Vitamin- und Mineralprodukten befasst, die zur Nahrungsergaenzung angeboten werden. Die im Vorjahr verabschiedete Codex Richtlinie zu diesen Produkten wurde im Juli in Rom angenommen. Es geht also nunmehr um die Details der Einfuehrung dieser neuen Regelung.
Weitere Fragen, wie die globale Strategie der Weltgesundheitsorganisation zum Thema Ernaehrung, Sport und Gesundheit, die Referenzmengen fuer Vitamine und Mineralstoffe, die wissenschaftliche Basis für gesundheitsbezogene Information über Nahrungsmittel und die Diskussion um die Risikobewertung der Vitalnährstoffe kamen zwar zur Sprache, wurden aber aus Zeitmangel mit wenigen Worten abgetan.
Fuer die Vitaminverbraucher war wieder die amerikanische National Health Federation (NHF) anwesend, dieses Jahr mit drei Delegierten: Rechtsanwalt Scott Tips, wissenschaftlicher Beirat und Vorstand der englischen Alliance for Natural Health Robert Verkerk, und langjaehriger Codexbeobachter Paul Anthony Taylor.
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Globale Vitaminrichtlinie bringt Gesundheitsbezogene Einschränkungen für Verbraucher näher
24. November 2005 - Der Tag des heutigen Erntedankfestes bringt das Ende von drei Tagen intensiver Beratungen der Delegierten aus 70 Ländern und zahlreichen NGOs bei der 27. Tagung des Codex Komitees Ernährung und Diätlebensmittel in Bonn.
Das Komitee, welches seit mehr als zehn Jahren an der Vitaminrichtlinie gearbeitet hatte, war dieses Jahr mit einigen weiterführenden Fragen befasst. Es ging um die Festsetzung der täglich notwendigen Mengen von Vitaminen un Mineralstoffen, um die Bewertung der Risiken und die Bestimmung von sicheren Höchstmengen, um die wissenschaftliche Basis von gesundheitsbezogenen Aussagen und die globale Strategie der Weltgesundheitsorganisation zum Thema Ernaehrung, Sport und Gesundheit.
Scott Tips, der Rechtsberater und Chefdelegierte der seit über 50 Jahren aktiven National Health Foundation sagte:
"Die schlechte Nachricht ist, dass diese Richtlinien Millionen von Menschen davon abhalten könnten, durch Nahrungsergänzung genügend Nährstoffe zum Gesundbleiben zu erhalten. Es gibt aber auch eine gute Nachricht, denn viele Delegierte wissen nun, dass einige Gesundheitsbehörden auf fehlerhafter wissenschaftlicher Basis arbeiten. Wir glauben, dass es nicht zu spät ist, dieser Probleme Herr zu werden."
Der wissenschaftliche Beirat der NHF, Dr Robert Verkerk, der auch General- und wissenschaftlicher Direktor der europäischen Alliance for Natural Health ist, zeigte sich überwiegend optimistisch:
"Es gibt einen wachsenden wissenschaftlichen Konsens, dass wir für die Basis der Risikobewertung und der Festlegung der zusässigen Höchstmengen eine tiefgreifende Änderung benötigen. Wir arbeiten eng mit Wissenschaftlern rund um die Welt zusammen, um diese Änderungen herbeizuführen und werden unsere Eingaben direkt an die elektronischen Arbeitsgruppen des Komitees richten. Regierungen, welche die gesundheitsbezogene Ernährung ernst nehmen, können es sich nicht länger leisten, die Rolle von qualitativ hochwertiger Nahrungsergänzung im Gesundheitswesen zu vernachlässigen."
Vitaminverbraucher und NHF Vizedirektor Paul Anthony Taylor, ein langjähriger Beobachter der Codex Beratungen fügte noch hinzu:
"Die Codex-Richtlinien sind zumindest zum Teil darauf abgestellt, die Verbraucher zu schützen, aber in Wirklichkeit könnten sie schädlich sein, wenn sie den Verbrauchern den Zugang zu gesundheitlich relevanten Dosierungen und Formen von Vitaminen verwehren. Millionen von Verbrauchern verwenden heute schon die Nahrungsergänzung in einer Art und Weise, die zur Zeit der Entdeckung der Vitamine nicht vorstellbar war. Beispiel: Als die amerikanischen National Institutes of Health vor Kurzem bekanntgaben, dass Vitamin C Krebszellen selektiv zerstört, wurde diese Information von den Medien als neue Entdeckung verbreitet. In Wirklichkeit kennen Verbraucher diesen Effekt von Vitamin C schon seit Jahren und haben mit diesem Wissen ihre Gesundheit verbesert und ihre Lebenserwartung erhöht. Codex-Richtlinien sollten der Verbreitung von solchen Informationen helfen, anstatt sie zu behindern."
Leider sind aufgrund von Zeitmangel und Änderungen der letzten Stunde in der Tagesordnung die für Verbraucher wichtigen Themen der gesundheitsbezogenen Informationen und der Risikobewertung erst am Ende der Beratungen zur Sprache gekommen und konnten deshalb nicht adäquat diskutiert werden. Die NHF und andere Verbraucherorientierte Gruppen befürchten, dass eine zu restriktive globale Vitaminpolitik des Codex den Verbrauchern ihren Zugang zur Nahrungsergänzung verwehren könnte, obgleich diese schon lange Zeit und mit Sicherheit verwendet werden. Das wäre der Fall wenn Länder die Codex-Richtlinien in ihre eigene Rechtsordnung aufnehmen, könnte aber auch durch sozialen und politischen Druck und durch Sanktionen der Welthandelsorganisation durchgesetzt werden.
Die NHF sieht deshalb vor, ihre Arbeit mit anderen Delegationen fortzusetzen, um spezifische und realitätsbezogene Strategien zur Erweiterung des Verbraucher-Spielraumes zur Optimierung der Gesundheit zu verfolgen.
Nächste Sitzung 2006: Auf Einladung der thailändischen Regierung wird das Codex Ernährungskomitee seine nächste Sitzung im Oktober/November 2006 in Thailand halten.